Im Sessel verliert das Hirn an Leistungskraft - Hohenloher Zeitung 10.3.2005
Prof. Hollmann in Neuenstein
Wa_HollmannVon Susanne Drößler

Welche günstigen Auswirkungen körperliche Aktivität auf Gehirn, Geist und Psyche hat, zeigte Professor Wildor Hollmann in einem Vortrag in der Stadthalle Neuenstein.

"Wer rastet, der Rostet", oder mit den Wortes des Wissenschaftlers: "Körperliche und geistige Aktivitäten sind biologische Notwendigkeiten für körperlich und geistige Beweglichkeit." Der Achtzigjährige ist ein gutes Beispiel dafür, dass Arbeit jung und dynamisch hält. Locker und auf sehr unterhaltsame Weise brachte der Pionier der Bewegungs-Neurowissenschaft 600 begeisterten Besuchern komplexe wissenschaftliche Sachverhalte nahe.

Hollmann gab einen Abriss über die Entwicklungsgeschichte des menschlichen Hirns. Im Zeitraffer durcheilte er die Zeitspanne vom Gehirn eines Neandertalers bis zum heutigen menschlichen Hirn mit 100 Milliarden Nervenzellen und komplizierten Abläufen.

Im zweiten Teil seines Referats bewies er mit Forschungen zu Ratio (Vernunft) und Emotio (Gefühl), dass es den "freien Willen eigentlich gar nicht gibt". Und dass die "Emotio nichts anderes als brutale Chemie" (chemische Vorgänge im Gehirn) ist. Die Forschung auf diesem Gebiet habe eine enge biochemische Verbindung zwischen Gehirnfunktion, Skelettmuskulatur und dem System von Herz, Kreislauf und Atmung aufgezeigt, so der Kardiologe, Sportmediziner und Chemiker.

Somit war er bei dem dritten und für das Publikum spannendsten Punkt angekommen, der Verbindung von Bewegung und Lernen. Eindrucksvoll belegte er, dass lebenslange moderate Bewegung (wie Wandern, Radfahren) den Geist fit hält. Wer wie manche Mallorca-Rentner nur noch die Hände in den Schoß lege, verliere in vier Jahren mehr als die Hälfte seiner Gehirnleistung.

Bei Kindern und Jugendlichen führe Bewegungs-, aber auch Schlafmangel (gemeint ist die Tiefschlafphase vor und eine Stunde nach Mitternacht) zu Lerndefiziten. Im Umhergehen werde besser als im Sitzen gelernt. Unterrichtsstoff wird besser verarbeitet, wenn nicht mehrere verschiedene Hausaufgaben kurz nacheinander erledigt werden müssen. Am leichtesten konsolidiert sein Wissen, wer mit Lust lernt und anschließend sechs Stunden schläft, führte der Professor aus.

Die Zuhörer hörten es mit Interesse und forderten Schuldirektor Matthias Wagner-Uhl auf, das Gehörte im Unterricht umzusetzen. Der Leiter der Grund- und Hauptschule Neuenstein, auf dessen Einladung Hollmann gekommen war, bat Eltern, aber auch Wissenschaftler um Unterstützung bei den bereits gemachten positiven Ansätze in der Schulpädagogik.
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