Hirnforscher zapfen Schüler an - 2.11.06


Wissenschaftler wollen beweisen, dass Bewegung die Lernfähigkeit fördert
TurnenEin Teil der Schüler turnt. Der Rest schaut zu. Mit Pulsuhren ausgestattet. Nach der Turnstunde gehen Turner und Nicht-Turner ins „Labor“. Dort, in einem Klassenzimmer der Grund- und Hauptschule Neuenstein, werden die Siebtklässler an diesem Tag ein zweites Mal einen Test am Computer machen, der Aussagen darüber zulässt, wie konzentriert und reaktionsschnell sie sind. In der Woche zuvor haben zwischen der Testreihe alle geturnt. Nun soll geprüft werden, ob allein das Zuschauen ähnliche Reaktionen erzeugt.

Nach einer Stunde Mathematik wird der Text wiederholt. Den jeweils ersten Test machten die Schüler zu Beginn des Schultags.

Sabine Kubesch vom Transferzentrum für Neurowissenschaften und Lernen in Ulm ist Leiterin der Studie, die bis März an verschiedenen Schulen Süddeutschlands läuft. In Hohenlohe ist neben der Grund- und Hauptschule Neuenstein das Schlossgymnasium Künzelsau mit von der Partie.

Unterstützt wird Sabine Kubesch von drei Sportstudentinnen aus Mainz, Heidelberg und Landau.

Wohl sind erst vier Schülertests ausgewertet, doch schon jetzt deutet sich an, dass die Vermutung der Wissenschaftler in der Feldforschung bestätigt wird: Bewegung fördert Reaktion und Konzentration.

Yvonne Franken (24), Sportstudentin aus Heidelberg, erklärt den Testverlauf: Vor dem Sport wird ein erster Test am Computer gemacht. Taucht ein roter Punkt links auf dem Bildschirm auf, muss der Schüler die linke Maustaste drücken. Dann kommt ein blauer Punkt. Und der Schüler muss die Maus gegengleich drücken. Dann wird es schwierig: Die Punkte erscheinen gemischt.

„Wichtig ist, wie schnell die Reaktion kommt und wie groß die Trefferhäufigkeit ist“, sagt Yvonne Franken. Nach dem Test gehen die Siebtklässler in die Turnhalle. Nach 30 Minuten Turnen wird der Test wiederholt, dann kommt eine Stunde Mathematik und der dritte Test. „Die Schüler waren nach dem Turnunterricht besser. Und vor allem: Selbst nach der Mathematikstunde waren sie noch besser als am Morgen.“

Fazit: „Vor einer Mathematik-Arbeit sollten die Schüler Sport machen“, sagt die Studentin. Und: „Wenn es möglich ist, sollte man den Sportunterricht vor die Mathe-Einheit setzen.“ Die Bewegung aktiviert gerade jene Gehirnregionen, die für das logische Denken verantwortlich sind. „Sport verändert Prozesse im Frontalhirn“, erklärt Kubesch. „Das beeinflusst die Lernleistung günstig.“ Eltern, so ihre Schlussfolgerung, sollten also darauf achten, dass die Kinder genug Sport machen.

Die Testergebnisse finden auch bei den Schülern breite Unterstützung. Sie turnen gerne. Und ihnen macht es Spaß, „Versuchskaninchen“ zu sein. „Aber man muss sich voll konzentrieren“, sagt die zwölfjährige Carolin Blumenstock. „Und wenn man ausgepowert ist, hat man mehr Ruhe.“

Parallel zu der in Neuenstein durchgeführten Testreihe, sagt Kubesch, läuft eine Studie mit EEG (Elektro-Enzephalogramm). Unter Umständen gibt es zudem noch einen Gentest. „Denn es gibt auch genetisch bedingte Unterschiede. Und dann sehen wir, wer am meisten davon profitiert.“

Hohenloher Zeitung 2.11.06, Yvonne Tscherwitschke
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