Hefezopf und eine Berufsperspektive - HZ 28.4.07
Von Jasmin Demuth - Hohenloher Zeitung 28.4.07
Bäcker„Gibt es hier einen Spiegel?“ ruft Sven durch die Produktionshalle. „Ich muss schauen, ob meine Mütze richtig sitzt.“ Nur mit Kopfbedeckung darf man in die Backstube der Bäckerei Pfisterer und Oettinger. Hier riecht es nach Mehl und frischem Teig. Hefezöpfe, Flachswickel, Rosinenschnecken und viel Wissenswertes stehen heute auf dem Programm. Diyar (13), Swen (13), Patrick (13), Stephan (13) Carolin (12) und Corinna (13), unterstützen die Bäckermeister schon zum zweiten Mal. „Letzte Woche haben wir Brötchen und frische Brezeln gebacken“, erzählt Patrick.

Ein Butter-Hefe-Teig ist bereits vorbereitet. Die Schülern sehen, wie die verschiedenen Fettschichten in den Teig kommen und eine Maschine diesen in gleich schwere Stücke schneidet. Die Bäckermeister Rudolf Oettinger (65) und Willi Steiner (52) zeigen den fleißigen Bäckereigehilfen, wie dieser Teig nun zu Hefezopf geflochten wird.

„Das Ganze läuft unter dem Namen Kurs 21. Den Schülern soll ein Einblick in die Berufswelt gegeben werden. Zu viele haben nach ihrer Schulausbildung keine Orientierung. Wir wollen einfach eine Perspektive bieten“, erzählt Oettinger. Der 65-Jährige ist eigentlich schon im Ruhestand. Zur Unterstützung seines Kollegen kommt er für die Kooperation mit der Schule zurück in die Backstube.

Die Schüler sind derweil mit ihren Hefezöpfen vollauf beschäftigt. Patrick braucht noch etwas Hilfe vom Bäckermeister. „Flechten ist eher eine Aufgabe für Mädchen“, meint Carolin. „Das funktioniert genau wie bei den Haaren.“

Diyar fällt das Ganze leicht. Kein Wunder: Der Siebtklässler liebäugelt mit dem Beruf des Bäckers. „Entweder werde ich Koch oder Bäcker. Backen muss ich auf jeden Fall können“, meint er. Und was war letzte Woche am besten? Alle rufen durcheinander: „Wir haben mit dem Mehl gespielt“, meint Swen. Corinna fand es gut, dass sie verschiedene Figuren ausprobiert haben. Über die Arbeit eines Bäckers sind die sechs inzwischen auch bestens informiert: „Bei uns wird alles in Eigenproduktion hergestellt. Meistens kommt der Teig über Nacht ins Kühlhaus und wird am nächsten Morgen frisch verarbeitet. Dadurch haben die Backwaren eine gute Qualität und sind länger frisch“, erklärt Willi Stein. Der Bäckermeister ist schon seit 32 Jahren in der Neuensteiner Backstube beschäftigt. Der Jugend einen Einblick in seinen Beruf zu geben, hält er für eine gute Idee: „Wir brauchen gute Lehrlinge und die müssen einfach wissen was sie tun sollen.“

Die Hauptschüler sind konzentriert bei der Sache, sie haben sich schließlich freiwillig zum Einsatz in der Backstube gemeldet. „Wir sind eine kleine Gruppe, aber dann sind auch wirklich die Schüler anwesend, die sich dafür interessieren“, meint Rudolf Oettinger. Und sie sind fleißig: Schließlich stellen sie ihre ersten Rosinenschnecken her. Auf den ausgerollten Teig kommt Zimt, Zucker und natürlich ganz viele Rosinen. Die Brezeln und Brötchen haben gut geschmeckt. Und bei den Schnecken wird dies nicht anders sein.

Derzeit beschäftigen Pfisterer und Oettinger vier Bäckerlehrlinge und zwei Auszubildende im Vertrieb.

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